Ibbenbürener Volkszeitung vom 22.02.2011
Furiose Maria Vrijdaghs sorgt für amüsanten Nachmittag in Mettingen
(Foto: Sunhild Salaschek)
Die in Hamburg tätige Schauspielerin hat bereits großes Theater wie das Gretchen aus Goethes Faust und die Elektra der gleichnamigen Tragödie von Sophokles gespielt. Für die Premiere des rasanten Ein-Frau-Stückes von Paula Fünfeck hat sie sich aber ganz bewusst Mettingen ausgesucht: Vrijdaghs ist dort aufgewachsen.
So ist es nicht verwunderlich, dass 120 Zuschauer der Einladung des Mettinger Kulturvereins ins Bürgerzentrum gefolgt waren, um „ihre Maria“ zu sehen. Und wie sie sie erleben konnten!
Vrijdaghs, die die Doppelrolle der eineiigen Zwillinge Ella und Ina Oddenbreck spielte, ist ein Temperamentsbündel. Als ob eine Doppelrolle für sie längst nicht genug sei, verkörperte sie praktisch jede Person, über die sie sprach.
Ausgangspunkt der Story war das Schwesternpaar mit den kleinen Eifersüchteleien im Kindesalter und dem beachtlichen Neid aufeinander in reiferen Jahren. Die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Geschwister und ihr zuweilen unbemerkter Rollentausch waren Anlass, über das Leben grundsätzlich zu räsonieren.
Da gab es fast kein Thema der Wohlfühlgesellschaft, das nicht mit gespitztem Mund aufs Korn genommen wurde. Die Atemtherapeutin Ella macht sich Gedanken über Katzen, über das kindliche Vergnügen am Reitunterricht, über Pflanzen, über Abtreibung, über die Eitelkeiten von Kirchenchormitgliedern über Nachbarschaftsverhältnisse und natürlich über Sex.
Das alles und vieles mehr geht Vrijdaghs so flott von der Zunge, dass Sarastros „Sublimierung von Aggressionspotenzial“ dagegen ein Kinderspiel zu sein scheint.
Selbsterfahrung und Esoterik verstand Vrijdaghs ebenso possierlich zu karikieren wie das Künstlerdasein auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Wenn auch der Text Fünfecks nicht nur einmal von einem Thema zum nächsten sprang - Vrijdaghs brachte durch ihr furioses Spiel alles in den richtigen aberwitzigen Zusammenhang, im dem sich der Besucher häufig selbst lachend erkannte.
Dazu passte die sehr authentisch wirkende Möblierung der Bühne, die für die „Bergstellung zur Stärkung des Selbstbewusstseins“ wie geschaffen zu sein schien. Da bedurfte es keines weiteren „bioenergetischen Schluchz-Trainings“, um mit der turbulenten, zum Schluss noch mit schwarzem Humor gewürzten Show zu begeistern. Kräftiger Applaus dankte der weltmännischen Mettingerin für einen amüsanten Nachmittag.
Eine weitere Aufführung ist am Freitag, 18. März, im Kulturspeicher in Dörenthe.
IVZ vom 22.03.2011
Maria Vrijdaghs spielt Ein-Personen-Stück im Dörenther Kulturspeicher
Dörenthe. Sie sei schon als Kind gern in verschiedene Rollen geschlüpft, hatte die aus Mettingen stammende Schauspielerin Maria Vrijdaghs kürzlich im Interview erzählt. Dazu hat sie in ihrem neuesten Projekt reichlich Gelegenheit. In dem Ein-Frau-Stück „Pamina mit Schorchel“ der Berliner Autorin Paula Fünfeck verkörperte sie nun auch im Kulturspeicher Dörenthe die Lehrerstöchter Ella und Ina Oddenbreck.
Die Schauspielerin Maria Vrijdaghs gastierte mit Ihrem Ein-Personen-Stück „Pamina mit Schorchel“ nun auch im Kulturspeicher Dörenthe.
(Foto: Brigitte Striehn)
„Zwillinge, eineiig“, wie Ella nicht ohne Stolz betont. Ins Geschehen bezieht Vrijdaghs Anrufer am Telefon mit ein, sie verschwindet als Ella hinter der Bühne und taucht als Ina wieder auf - alles in schnellem Wechsel und mit passender Bekleidung.
Atemtherapeutin Ella singt nebenher im Kirchenchor, ihre Schwester hat es immerhin zur fest angestellten Sängerin in der Oper geschafft - zur Solistin hat es aber nicht gereicht, wie Ella genüsslich feststellte. Hinter der heilen Fassade des Zwillingsdaseins mit lustigem Rollentausch im Kindesalter hat sich ein gewisses Hasspotenzial angestaut, das in beiden Rollen hier und da hervorbricht und in einer grotesken Schlussszene gipfelt.
Mit sarkastischen Bemerkungen über den Theaterbetrieb und Patienten von Atemtherapeutinnen unterhielt Maria Vrijdaghs am Freitagabend das Publikum im Kulturspeicher Dörenthe.
„Sopranungeheuer“ im Kirchenchor und absonderliche Ideen von Opernregisseuren machen den Schwestern das Leben schwer. Sie machen sich heimlich übereinander lustig und neiden doch ihrem vermeintlichen Ebenbild jeden Erfolg. Die Hölle, das ist in Fünfecks Stück die andere, die vermeintlich erfolgreichere Schwester.
Für ihr perfektes Spiel mit dem absurden Humor des Stückes, ihre Sprachfertigkeit und das mimische Ausdrucksvermögen erhielt die Schauspielerin viel Applaus.